Test Lensinghouse Filter

Anfangs Jahr hatte ich die Möglichkeit, ein Filterset von Lensinghouse zu testen und mit meinen Lee Filtern zu vergleich. Besten Dank an Isarfoto für diese Möglichkeit! Meine Eindrücke dazu möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Ich möchte dabei betonen, dass es sich hier nicht um Labormessungen handelt, sondern um meinen subjektiven Eindruck von den Filtern. Auch konnte ich in dieser Zeit nicht alle Situationen in der Landschaftsfotografie abdecken und es kann sein, dass sich bei den Filtern in anderen Situationen wieder andere Vor- oder Nachteile ergeben.

Die Vergleichsbilder wurden alle mit meiner Canon EOS 5D III und dem EF 16-35mm f/4.0L IS gemacht. Somit habe ich das 100mm Filtersystem getestet.

Lensinghouse

Canon 5D III mit dem EF 16-35mm f/4.0L IS und dem Lensinghouse Filter System.

Handling / Verarbeitung

Der Lensinghouse Filterhalter sowie auch die Filter sind bestens verarbeitet und machen einen sehr soliden Eindruck. Der Filterhalter klemmt gerade so fest auf dem Adapterring, dass er problemlos noch gedreht werden kann, aber doch nicht verrutscht. Genau richtig also. Auch wenn der Lee Filterhalter hier nicht schlecht ist, fühlt es sich doch angenehmer an mit dem Lensinghouse Filterhalter zu arbeiten. Auch die Filter selber machen einen super Eindruck, da sie im Gegensatz zu Lee aus echtem optischen Glas sind. Diese sollten also auch etwas weniger anfällig auf Kratzer sein, was ich jedoch nicht beurteilen kann.

Graufilter 0.9

Möchte ich in der Dämmerung die Belichtungszeit noch etwas verlängern, kommt bei mir öfters ein Graufilter 0.9 zum Einsatz. In der Morgendämmerung habe ich die beidem Filter bei einem Steg am See miteinander verglichen. Als Erstes hier das Referenzbild ohne Graufilter.

LH GV 0.9 soft

Referenzbild: 16mm, f/11, ISO 100, 1.3 Sek, Filter: Lensinghouse Grauverlauffilter 0.9 Soft

Die beiden Vergleichsbilder wurden mit den komplett identischen Einstellungen wie beim Referenzbild aufgenommen. Nur die Belichtungszeit wurde aufgrund des Graufilters von 1.3 auf 10 Sekunden erhöht.

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LH GV 0.9 soft + LH Grau 0.9

LH GV 0.9 soft + Lee Grau 0.9

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Vergleichsbilder: Links: Lensinghouse Graufilter 0.9, Rechts: Lee Graufilter 0.9

Für mich wird hier deutlich, dass der Lee Filter viel näher an den Farben des Referenzbildes ist. Beim Lensinghouse Filter sieht man doch eine Farbverschiebung in den Grünbereich. Auch wenn man dies mit wenigen Klicks in der Nachbearbeitung korrigieren könnte, sehe ich hier einen deutlichen Vorteil des Lee Filters.

Grauverlaufsfilter 0.9 Soft

Für mich mit Abstand der wichtigste Grauverlauffilter in der Landschaftsfotografie hat eine Stärke von 0.9 und einen soften Übergang. Dieser kommt bei mir sehr oft zum Einsatz. An einem wunderschönen Spot konnte ich bei besten Winterbedingungen diese beiden Filter vergleichen.

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LH GV 0.9 Soft, Pol

Lee GV 0.9 Soft, Pol

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Links: Lensinghouse Grauverlauffilter 0.9, Rechts: Lee Grauverlauffilter 0.9

Hier scheint es, dass der Lensinghouse Filter auch die Bereiche im Schatten stärker abdunkelt, als der Lee filter. Diese sollten ja möglichst vom Filter nicht beeinflusst werden. Allgemein scheint der Lee Filter einen stärkeren Effekt auf das Bild zu haben als der Lensinghouse Filter. Das wird auch beim Betrachten des Histogramms deutlich, die Helligkeitswerte beim Lensinghouse Filter sind breiter verteilt als beim Lee Filter. Das bedeutet zwar, dass die Kontraste stärker sind und so das Bild mit dem Lensinghouse Filter für mich auch auf den ersten Blick schöner wirkt. Jedoch möchte man ja mit einem Grauverlauffilter genau erreichen, dass die Kontraste weniger stark sind. Für die weitere Bearbeitung des Bildes würde ich hier als Ausgangsbild das Bild mit dem Lee Filter bevorzugen.

Vergleicht man die beiden Filter vor einem Blatt Papier, wird der Unterschied der Filter deutlich. Der Übergang vom grauen in den neutralen Bereich ist beim Lensinghouse Filter über einen viel grösseren Bereich verteilt. Ausserdem ist der Übergang weiter oben. Möchte ich also einen ähnlichen Effekt erreichen, muss ich den Lensinghouse Filter im Filterhalter einiges weiter nach unten schieben. Liegt der Bereich den man abdunkeln möchte im oberen Bereich des Bildes, mag dies kein Problem sein. Möchte man jedoch zwei drittel oder mehr des Bildes abdunkeln, könnte man hier an die Grenzen stossen. Für mich hat sich gezeigt, dass der Übergang beim Lee Filter in der Praxis mehr besser zu gebrauchen ist als der vom Lensinghouse Filter. Farblich nehmen sich die Filter nichts und sind beide top.

Vergleichsbild_1

Links: Lensinghouse Grauverlauffilter 0.9, Rechts: Lee Grauverlauffilter 0.9

Achja, mein Lee Filter sieht doch schon etwas mitgenommen aus. 😉 Aber die Ecke hat mich bis jetzt noch nicht beeinträchtigt.

Flares

Am selben Spot wie beim Bild vorher habe ich noch die Anfälligkeit auf Flares getestet. Wo der Lensinghouse Filter hier kaum Flares zeigt, ist beim Lee Filter doch etwas festzustellen. Hier zeigt sich wohl die hohe Qualität des Glas-Lensinghouse Filters.

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LH GV 0.9 Soft, Pol

Lee GV 0.9 Soft, Pol

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Links: Lensinghouse Grauverlauffilter 0.9, Rechts: Lee Grauverlauffilter 0.9

Grauverlaufsfilter 0.6 Hard

Ein Grauverlauffilter mit hartem Übergang nutze ich nicht so oft. Es gibt aber doch Situationen, wo diese sehr nützlich sein können, dann nutze ich im Normalfall eine Stärke von 0.6. Im Gegensatz zum Grauverlauffilter 0.9 Soft konnte ich hier keinen Unterschied zwischen dem Lee und Lensinghouse Filter feststellen. Sowohl der Übergang wie auch die optische Qualität scheinen hier recht identisch zu sein. Daher an dieser Stelle auch keine Vergleichsbilder.

Polfilter

Mir stellt sich immer wieder die Frage, wie ich bei einem Filtersystem die viereckigen Grau- und Grauverlauffilter mit einem Polfilter kombiniere. Von Lee gibt es die Möglichkeit, vorne auf den Filterhalter einen 105mm Adapterring mit dem passenden Filter zu befestigen. Eine sehr bequeme und gute Lösung, jedoch mit einem Hacken. Im starken Weitwinkelbereich unter 20mm am Vollformat hat man hier sehr starke Vignettierungen. Daher bin ich schon länger auf einen normalen 77mm Polfilter mit dem Badapter von der Firma 3D printed ideas umgestiegen. So wird der Adapterring nicht am Filtergewinde befestigt, sondern am Gewinde der Gegenlichtblende. Eine sehr raffinierte und sinnvolle Lösung, jedoch sehe an der Verarbeitung des Badapters noch Verbesserungspotenzial, da er aus einem 3D Printer kommt.

Lensinghouse hat mir zum Testen noch einen quadratischen Zirkular-Polarisationsfilter mitgeschickt. Meiner Meinung nach ist diese Lösung jedoch in der Praxis kaum zu gebrauchen. Die Kombination von Grauverlauffilter und Polfilter ist fast nicht möglich, da man im normafall diese unabhängig voneinander drehen möchte. Beim Lensinghouse Polarisationsfilter wird die maximale Reduktion der Reflexionen bei einer Stellung von 45° erreicht. Solange man nur den Polfilter einsetzte gar kein Problem, würde man aber in dieser Position noch einen Grauverlauffilter einsetzen, würde dieser das in einer der Ecken am stärksten abdunkeln. Das ist wohl in den wenigsten Situationen sinnvoll. Mit dem Lensinghouse 100mm Filtersystem kann man also einen Polarisationsfilter kaum sinnvoll mit einem Grauverlaufauffilter kombinieren. Hier sehe ich noch ein Verbesserungspotenzial. Auch Haida scheint hier eine sehr gute und zum Badapter ähnliche Lösung zu bieten, die ich hoffentlich schon bald testen kann.

Fazit

Als Fazit kann man sagen, dass ich vom Lensinghouse Filter doch etwas mehr erwartet habe. Der doch happige Aufpreis zum Lee Filter merkt man zwar in der Verarbeitung und im Material. Aber optisch machte der Lee Filter eine genau so gute Falle. Für mich ausschlaggebend ist ist der Übergang vom grauen in den neutralen Bereich der beiden Grauverlauffilter 0.9 Soft. Hier komme ich mit dem Lee Filter einfach besser klar als mit dem Lensinghouse.

Ich hoffe, in nächster Zeit noch ein weiteres Filtersystem testen zu können. Denn von Haida habe ich schon viel Gutes gehört und ich möchte mir gerne selber einen Eindruck davon machen.