Testbericht Tamron 100-400mm F/4.5-6.3 Di VC USD

Vor Kurzem hatte ich die Möglichkeit, das neue Tamron 100-400mm Objektiv zu testen. Da ich mein Canon 100-400mm sehr gerne und oft einsetze, war ich sehr darauf gespannt, wie sich das Tamron Pendant dagegen schlägt. Schnell musste ich jedoch feststellen, dass Pendant wohl nicht ganz der richtige Begriff ist, denn die beiden Objektive unterscheiden sich auf dem Papier bei einem Punkt: Mit dem Canon Objektiv hat man bei 400mm eine Offenblende von f/5.6, bei dem Tamron Objektiv „nur“ f/6.3. Was sich zunächst als Nachteil für das Tamron Objektiv anhört, hat für mich jedoch auch einen grossen Vorteil. Das Tamron Objektiv ist mit 1135 Gramm auch rund 30% leichter als das Canon mit 1640 Gramm schwere Canon Objektiv. Definitiv ein sehr positver Effekt der „schlechteren“ Blende, gerade auf längeren Fototouren.

Nachfolgend möchte ich mit euch meinen subjektiven Eindruck über dieses Objektiv teilen, den ich über mehrere Fototouren gewinnen konnte. Alle folgenden Bilder sind an einer Canon EOS 5D Mark IV entstanden.

Als Erstes der Grössenvergleich der beiden 100-400mm Objektive und daneben als Referenz noch mein Canon EF 16-35mm f/4L IS USM Objektiv. Die beiden Objektive sind in etwas gleich lang, das Tamron ist jedoch ein wenig schlanker. Dies schlägt sich wie bereits oben geschrieben im Gewicht nieder.

v.l.n.r. Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6L IS II USM, Tamron 100-400mm F/4.5-6.3 Di VC USD, Canon EF 16-35mm f/4L IS USM

Grössenvergleich zwischen dem Tamron 100-400mm F/4.5-6.3 Di VC USD und Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6L IS II USM

Tierfotografie

An einem Morgen nahm ich das Objektiv mit an den See, um damit Wasservögel zu fotografieren. Bei den schwimmenden Enten arbeitete der Autofokus sehr zuverlässig, leider konnte ich keine Vögel im Flug fotografieren. Jedoch kann man sagen, dass 400mm an einer Vollformat Kamera für die Wildtierfotografie schon sehr knapp sind. Bei diesen zutraulichen Enten weniger ein Problem, jedoch ist man grundsätzlich auf möglichst viel Brennweite angewiesen, da die Wildtiere fast immer zu weit entfernt sind. Wer ein neues Objektiv für die Wildtierfotografie sucht, ist meiner Meinung nach mit einem Tamron SP 150-600mm F/5-6.3 Di VC USD G2 deutlich besser aufgestellt. Nichtsdestotrotz kann man das 100-400mm Objektiv sehr gut für die Tierfotografie einsetzen, wenn man auf einer angemessenen Distanz zum Tier ist.

400mm, 1/1250 Sek, f/6.3, ISO 400

400mm, 1/500 Sek, f/6.3, ISO 400

Landschaftsfotografie

Seinen grossen Vorteil spielt das 100-400mm Objektiv in der Landschaftsfotografie aus. Neben meinem Weitwinkel Objektiven habe ich bei der Landschaftsfotografie immer noch ein Teleobjektiv im Fotorucksack. Dieses setze ich gerne für Ausschnitte aus der Landschaft ein. Bis jetzt kam dabei meistens das Canon 100-400m zum Einsatz, jedoch ist das Tamron 100-400mm eine sehr gute Alternative dazu. Zudem wird man die 500 Gramm Gewichtseinsparung auf längeren Touren sehr schätzen. Um euch einen Eindruck von der Brennweite 100-400mm zu geben, nachfolgend zwei Bilder von der Rigi bei 100 und 400mm. Fotografiert ca. 1.6 km entfernt von der Rigi Rotstock. Von diesem Standort aus sind übrigens auch die nachfolgenden Landschaftsbilder entstanden.

100mm, 1/10 Sek, f/9.0, ISO 100

400mm, 1/10 Sek, f/9.0, ISO 100

Bildqualität

Bei 100mm scheint das Canon Objektiv einen kleinen Ticken kontrastreicher und schärfer zu sein als das Tamron. Den Unterschied entfinde ich jedoch als recht klein und beide befinden sich auf einen sehr hohen Niveau. Was auch auffällt ist, dass die Vignette des Tamron Objektives etwas stärker ausgeprägt ist.

Tamron 100-400mm bei 100mm, 1/100 Sek, f/10, ISO 100

Canon 100-400mm bei 100mm, 1/100 Sek, f/10, ISO 100

100% Crop des obigen Bildes mit dem Tamron 100-400mm Objektiv

100% Crop des obigen Bildes mit dem Canon 100-400mm Objektiv

Auch bei 400mm ein ähnliches Bild, das Canon Objektiv scheint etwas schärfer und kontrastreicher zu sein. Alles in allem war ich jedoch sehr positiv von der Bildqualität des Tamron überrascht.

Tamron 100-400mm bei 400mm, 1/40 Sek, f/10, ISO 100

Canon 100-400mm bei 400mm, 1/40 Sek, f/10, ISO 100

100% Crop des obigen Bildes mit dem Tamron 100-400mm Objektiv

100% Crop des obigen Bildes mit dem Canon 100-400mm Objektiv

Verarbeitung / Lieferumfang

Wie alle Tamron Objektive, welche ich in letzte Zeit in der Hand hatte, fühlt sich das Objektiv sehr hochwertig an und ist schön verarbeitet. Etwas schade finde ich, dass die Stativschelle des Objektives nicht im Lieferumfang inbegriffen ist. Wer das Objektiv vom Stativ aus einsetzten möchte, sollte sich diese unbedingt zulegen. Ohne ist die Kombination auf dem Stativ sehr kopflastig und wenig stabil.

Wer mehr als 400mm benötigt, kommt schnell auf die Idee das Tamron 100-400mm mit einem 1.4x Konverter einzusetzen. Diese Kombination konnte ich persönlich nicht ausprobieren. Das Objektiv ist zwar mit Tamrons 1.4x Konverter kompatibel, aber so wie ich das von anderen Tamron Nutzern gehört habe, lässt damit die Bildqualität doch etwas nach. Zudem hat man mit dem Konverter bei 560mm nur noch eine Blende von f/9.0 zur Verfügung, was doch recht „dunkel“ ist. Allen, welche mehr als 400mm benötigen würde ich zum Tamron 150-600mm G2 raten.

Fazit

In der Zeit, wo ich das Tamron 100-400mm Objektiv testen konnte, habe ich einen sehr positiven Eindruck davon gewonnen. Auch wenn das Canon 100-400mm noch einen Ticken bessere Bildqualität liefert, befindet sich das Tamron auch auf einem sehr hohen Niveau. Zudem kostet das Canon auch doppelt so viel und man trägt ein halbes Kilo mehr Gewicht im Fotorucksack mit. Auf längeren Fototouren definitiv ein grosser Vorteil für das Tamron! Alles in allem erhält man mit dem Tamron Objektiv ein gutes und verhältnismässig leichtes Objektiv zu einem sehr fairen Preis.

Weitere Bilder mit dem Tamron 100-400mm

213mm, 1/20 Sek, f/9.0, ISO 100

269 mm, 1/30 Sek, f/9.0, ISO 100

135 mm, 1/25 Sek, f/14, ISO 100

188 mm, 1/25 Sek, f/9.0, ISO 100