Test Haida Filter

Nach dem Test des Lensinghouse Filter Systems konnte ich auch das Haida Filter System testen. Besten Dank an das Fotichaestli für das zur Verfügung stellen der Filter! Mein Kollege Tobias Ryser hat das Haida Filter System auch schon getestet. Sein Bericht könnt ihr hier nachlesen. In folgendem Bericht möchte ich ergänzend dazu meine ersten Eindrücke des Filter Systems schildern und auf den Einsatz des Polfilters im System fokussieren. Der Testbericht ist auf das 100mm Filtersystem ausgerichtet, da ich für mein Canon EF 16-35mm f/4.0L IS Objektiv kein grösseres Filtersystem benötige.

Verarbeitung und Handling

Das ganze System fühlt sich sehr hochwertig an und robust an. Die Filter sind im Gegensatz zu den Lee Filtern aus echtem Glas und nicht aus Kunststoff. Diese sollten so etwas weniger anfällig auf Kratzer sein, was sich aber mit der Zeit zeigen wird. Sofort ist mir die sehr praktische Filtertasche von Haida aufgefallen. Während ich für meine Lee Filter jeweils mehrere kleine Taschen und Behälter dabei haben musste, kann ich meine wichtigsten Filter in die kompakte Haida Tasche für das 100mm Filtersystem verstauen. Diese bietet Platz für den Filterhalter und Adapterring, Polfilter und fünf weitere Grau- oder Grauverlauffilter. Mehr Platz für Filter brauche ich im Normalfall nicht. Neben der Platzersparnis gegenüber mehreren Taschen habe ich so auch gleich alle Filter am selben Ort, sehr praktisch.

Filtertasche_web

Oben: Mehrere Filtertaschen für die Lee Filter, Unten: Haida Filtertasche

Polarisationsfilter

Da ich in der Landschaftsfotografie auch gerne mit einem Polarisationsfilter arbeite, stellt sich bei mir die Frage, wie kombiniere ich diesen im Filtersystem mit den Grau- und Grauverlauffiltern. Hier gibt es von den verschiedenen Herstellern mehrere Lösungen, auf die ich gerne kurz eingehen möchte.

Als allererstes rate ich euch von den quadratischen Einschubfiltern ab. Diese erzielen zwar den gewünschten Effekt und verringern die Reflexionen, aber können im Filterhalter nicht unabhängig vom Grauverlauffilter gedreht werden. So schränkt man sich stark ein und wird sich meistens zwischen dem Polarisationsfilter oder Grauverlauffilter entscheiden müssen. So kann man auch gleich bei einem Steckfilter als Polarisationsfilter bleiben und auf ein Filtersystem verzichten.

Von Lee gibt es ein Adapterring, welcher vor den Filterhalter geschraubt wird und ein Filtergewinde von 105mm hat. Darin wird dann der passende Polarisationsfilter geschraubt. So kann man diesen unabhängig von den Grauverlauffiltern im Filterhalter drehen, was sehr praktisch ist. Jedoch ergeben sich bei diesem System zwei Nachteile: Zum einem ist die Lösung mit dem grossen 105mm Polarisationsfilter recht teuer und zum anderen gibt es im Weitwinkel Bereich eine starke Vignettierung. In Kombination mit meinem Canon 16-35mm f/4.0L IS Objektiv habe ich so bei Brennweiten kleiner als 21mm deutlich abgedunkelte oder sogar schwarze Ecken. Möchte man in diesem Weitwinkelbereich arbeiten, also keine gute Lösung. Wobei es hier mittlerweilen eine etwas dünnere Ausführung des 105mm Polarisationsfilter gibt, die weniger Vignette aufweisen soll.

Lee-Filter-System

Lee Filter System: Hier wird der Polarisationsfilter vor die Grau- und Grauverlauffilter geschraubt.

Vignette Lee

Vignettierung des 105mm Lee Polarisationsfilters bei 16mm Brennweite am Vollformat Sensor

Beim Haida Filtersystem wird der dazu passende Polarisationsfilter gleich in den Adapterring geschraubt und liegt so näher beim Objektiv als die Steckfilter. Das hat den Vorteil, das der Filter kleiner ist und dazu noch weniger vignettiert. Ich konnte hier eine ähnlich starke Vignette feststellen, wie wenn ich meinen Hoya 77mm Schraubfilter direkt ans Objektiv schraube. Als einziger Nachteil des Systems sehe ich, dass zum richtigen Einstellen des Polfilters jeweils der Filterhalter entfernt werden muss. In der Praxis hat mich das bis jetzt jedoch noch nicht gestört, da ich für einen Bildausschnitt normalerweise den Polarisationsfilter einmal richtig einstelle und danach nicht mehr anpassen muss. Nur wenn man vom Hoch- ins Querformat oder umgekehrt wechselt, muss man dran denken den Filterhalter kurz wegzunehmen und den Polarisationsfilter neu einzustellen.
Haida bietet hier meiner Meinung nach eine super Lösung, einen Polarisationsfilter im 100mm Filter System mit anderen Steckfiltern zu kombinieren.

Haida_Filter_2

Aufbau des Haida Filter Systems am Canon 16-35mm f/4.0L IS Objektiv. Der Polarisationsfilter wird direkt in den Adapterring geschraubt.

Der Polarisationsfilter kommt bei mir in der Landschaftsfotografie in verschiedenen Situationen zum Einsatz. Klassischerweise reduziert man mit ihm die Lichtreflexe im Himmel und so wird dieser deutlich blauer. Bei einem starken Weitwinkel Objektiv muss man jedoch mit dem Einsatz aufpassen, da der Effekt über den Himmel unregelmässig  stark wirkt. Beim Beispiel unten mit einer Brennweite von 70mm stellt dies kein Problem dar und der Effekt im Himmel ist deutlich sichtbar. Aber auch in anderen Teilen des Bildes wie auf dem Wasser oder den Blättern der Bäume sieht man den Effekt sehr gut. Die Farben wirken mit dem Polarisationsfilter deutlich kräftiger und das ganze Bild klarer. Die beiden Bilder sind beide gleich und nur sehr dezent in Lightroom entwickelt worden. In der Nachbearbeitung könnte man hier noch mehr herausholen.

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Polfilter_ohne

Polfilter_mit

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Links ohne Polarisationsfilter, Rechts mit Haida Polarisationsfilter
Canon EOS 5D Mark III, EF 70-200mm f/2.8L IS II bei 70mm, f/11, ISO 100, 1.6 Sek

Grauverlauffilter

In der Landschaftsfotografie arbeite ich oft mit einem Grauverlauffilter der Stärke 0.9 und einem soften Übergang. In folgendem Beispiel habe ich den Lee Filter mit dem Haida Filter verglichen. Beim ersten Bild sieht man, dass ohne Grauverlauffilter der Dynamikumfang zu gross ist und Teile des Himmels ausgefressen.

GVF_ohne

Ohne Filter

Um den Himmel abzudunkeln, habe ich mit den beiden Grauverlauffiltern 0.9 Soft gearbeitet. Im Vergleich sieht man, dass der Lee Filter den Himmel etwas stärker abdunkelt als der Haida Filter. Bei grossen Dynamikumfängen könnte dies ein Vorteil für den Lee Filter sein. Beim Lee Filter wird jedoch auch der untere Bereich des Bilds auch abgedunkelt. Hier müsste man wieder etwas heller belichten um ein vergleichbares Bild zu bekommen. In diesem Beispiel reichte der Dynamikumfang des Bildes mit dem Haida Filter aus, dass der Himmel mit etwas Nachbearbeitung genügend Zeichnung aufweist. Der Lee Filter scheint hier im abgedunkelten Bereich einen wärmeren Farbton aufzuweisen als der Haida Filter, welcher natürlicher wirkt.

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GVF_Haida GVF_Lee

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Links: Haida Grauverlauffilter 0.9 Soft, Rechts Lee Grauverlauffilter Soft 0.9

GVF_bearbeitet

Bearbeitetes Bild mit dem Haida Grauverlauffilter 0.9 Soft, Canon EOS 5D Mark III, EF 16-35mm f/4.0L IS bei 35mm, f/13, ISO 100, 1/10 Sek

Fazit

Das Haida Filter System macht für mich einen sehr guten und hochwertigen ersten Eindruck. Gerade das Handling mit dem passenden Polarisationsfilter hat mich sehr angesprochen. Für mich bietet hier Haida ein Filtersystem mit super Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Preise liegen nämlich doch ein Stück unter deren für Lee oder Lensinghouse Filter. Der Grauverlauffilter 0.9 Soft könnte für meinen Geschmack noch etwas stärker abdunkeln. Je nach Situation kann man hier noch zu stärkeren Grauverlauffiltern greifen oder verschiedene Filter kombinieren.

Die Haida Filter können aus der Schweiz beim Fotichaestli bezogen werden.